Ist das Booklet-System das Richtige für mich?

Das Klausur-Booklet-System ist kein universeller Ansatz, sondern funktioniert optimal unter bestimmten Bedingungen. Eine ehrliche Einschätzung Ihrer Situation hilft, Enttäuschungen zu vermeiden und den Erfolg zu maximieren.

Rahmenbedingungen

Lernverhalten: Wenn Ihre Studierenden zu Last-Minute-Lernen neigen, bietet das System einen wirksamen Gegenmechanismus.

Kursgröße: Ab 20 Studierenden lohnt sich der technische Aufwand. Bei kleineren Gruppen bietet ist analoge Zettelsammlung möglicherweise effizienter.

Prüfungsformat: Das System wurde für schriftliche Klausuren entwickelt; mit andere Prüfungsformen haben wir keine Erfahrungen.

Erforderliches Engagement

Methodenvermittlung: Stellen Sie sich darauf ein, 2–3 Veranstaltungen für das Vermitteln von Lern- und Notiztechniken zu investieren. Ohne diese Anleitung schreiben viele Studierende nur oberflächlich ab.

Klare Kommunikation: Um den Prüfungsgrundsatz der Chancengleichheit angemessen zu berücksichtigen, sind klar kommunizierte Regeln erforderlich, die konsequent durchgesetzt werden.

Warum der Aufwand lohnt

Für Studierende bedeutet das System kontinuierliches Lernen statt Prüfungsstress, verbesserte Methodenkompetenzen und eine verlässliche Prüfungshilfe. Lehrende haben einen Anreiz, weniger oberflächliche Prüfungsfragen zu stellen, bekommen eine informelle Rückmeldung zu den Lernfortschritten während des Semesters und haben nach der initialen Einrichtung und Methodenvermittlung geringen laufenden Aufwand.

Umsetzung

Technische Vorbereitung

Das Booklet-Tool hilft bei der Erzeugung von Booklet-Seiten mit Moodle und Ilias. Es läuft ohne Installation auf Windows, macOS und Linux. Nach dem Download sollten Sie einen Test-Durchlauf mit Beispieldaten durchführen, um die Funktionalität zu überprüfen.

LMS-Integration: In Moodle importieren Sie die vorkonfigurierte Kursvorlage, um Aufgaben für jede Booklet-Seite mit konsistenten Abgabefristen zu erstellen. Bei Ilias legen Sie strukturierte Übungsordner an und setzen die Zugriffsrechte so, dass nur eigene Abgaben sichtbar sind.

Organisatorische Planung

Legen Sie zunächst die wesentlichen Parameter fest: maximale Seitenzahl (z.B. 15), Abgaberhythmus und Umsetzung der Handschriftpflicht. Klären Sie ggf. rechtliche Aspekte mit Prüfungsamt und Satzungsreferat, besonders bei erstmaliger Einführung. Falls andere Lehrende ebenfalls Booklet-Systeme planen, koordinieren Sie die Abgabetermine zur Entlastung der Studierenden.

Methodische Einführung

Der Erfolg des Systems hängt von der Qualität der Methodenvermittlung ab. Planen Sie an 2–3 Veranstaltungsterminen zu Semesterbeginn die Vermittlung von Notiztechniken wie der Cornell-Methode ein. Betonen Sie dabei, dass Qualität wichtiger ist als Ästhetik und dass der Zeitaufwand pro Booklet-Seite im Bereich von 30-60 Minuten liegen sollte.

Die erste Abgabe einer Booklet-Seite sollte erst nach zwei Wochen erfolgen, um Studierenden Eingewöhnungszeit zu geben. Diskutieren Sie regelmäßig Musterseiten (nach vorherigem Einholen einer Einwilligung) im Plenum, um unterschiedliche Herangehensweisen zu vermitteln.

Semester-Routine

Während des Semesters liegt der Fokus auf Konsistenz und Qualitätssicherung. Halten Sie einen regelmäßigen Abgaberhythmus ein und setzen Sie gesunde Abgabezeiten (Vorlesungsbeginn statt Mitternacht). Führen Sie stichprobenartige Kontrollen auf Regelverstöße durch und erstellen Sie frühzeitig Test-Booklets, um technische Probleme rechtzeitig zu identifizieren.

Prüfungsvorbereitung

Die automatisierte Booklet-Erstellung sollte mindestens eine Woche vor der Prüfung durchgeführt werden, um auf technische Probleme reagieren zu können. Prüfen Sie ggf. alle eingereichten Seiten auf Regelkonformität und organisieren Sie den Druck in A5-Format mit 300 dpi Auflösung. Passen Sie ggf. Ihre Prüfungsfragen an: Weniger Faktenwissen, mehr Verständnis und Anwendung.

Regeln und Qualitätssicherung

Klare Regeln sind essentiell für die Chancengleichheit und Fairness.

Handschriftpflicht

Die wichtigste Regel ist aus unserer Sicht eine Handschriftpflicht: Alle Inhalte müssen in der eigenen Handschrift der Studierenden verfasst sein, egal ob auf Papier oder am Tablet geschrieben. Erlaubt sind bei uns direkte Abschriften von Folien oder Webseiten, kooperativ erstellte Inhalte (sofern jede Person selbst schreibt) und eine gedruckte Überschrift pro Seite (weil diese von vielen Notiz-Apps automatisch eingefügt wird).

Format und Umfang

Seitenzahl: Bis zu 15 Seiten pro Semester, typischerweise eine pro Woche ab der zweiten Vorlesungswoche. Späte Einsteiger können in Woche 2 auch zwei Seiten einreichen.

Technisches Format: Eingabe in beliebiger Größe, automatische Skalierung auf A5 für den Druck mit 300 dpi Auflösung.

Fristen und Durchsetzung

Konsistenz: Abgabefristen werden strikt eingehalten zur Wahrung der Chancengleichheit. Technische Probleme liegen im Risiko der Studierenden.

Regelverstöße: Seiten mit fremder Handschrift oder Screenshots machen das Booklet ungültig. Studierende können problematische Seiten bis zur letzten Abgabefrist entfernen lassen, um eine Prüfung ohne Booklet zu vermeiden (siehe Studierendenvorlage ). Präventive Aufklärung und Stichprobenkontrollen helfen, solche Probleme frühzeitig zu identifizieren.

Praktische Umsetzung

Automatisierung und Workflow

Das Booklet-Tool hilft bei der Umwandlung der seitenorientierten Abgaben in personenorientierte Booklets, d.h. es übernimmt das automatisches Zusammenfügen aller Seiten eines Prüflings zu einem PDF; zusätzlich wird ein Deckblatt generiert.

Prüfungsorganisation

Die Booklet-Erstellung sollte mindestens eine Woche vor der Prüfung abgeschlossen sein, inklusive Qualitätskontrolle und namentlicher Sortierung. Idealerweise können die Studierenden ihre Booklets zur Kontrolle vorab elektronisch einsehen. Am Prüfungstag sind nur die ausgegebenen Booklets erlaubt – keine Änderungen oder Ergänzungen. Die Booklets werden mit den Klausuren eingesammelt und für Wiederholungsprüfungen archiviert.

Alternative Ansätze und Anpassungen

Kleine Kurse (bis 20 Studierende)

Analoge Zettelsammlung: Studierende geben handschriftliche Notizen in der Präsenzveranstaltung ab und erhalten sie in der Prüfung zurück. Vorteile: Kein Druck nötig, keine technische Infrastruktur, sehr flexibel. Nachteile: Präsenz erforderlich, manuelle Verwaltung

Hybride Prüfungsformate

Teil 1 ohne Hilfsmittel: Grundwissen und Verständnisfragen (50% der Punkte). Teil 2 mit Booklet: Anwendungs- und Transferaufgaben (50% der Punkte). Vorteil: Verhindert vollständige Abhängigkeit vom Booklet, sichert Grundwissen

Weitere alternative Ansätze beschreiben wir auf einer eigenen Seite:

Weitere Varianten (noch nicht erprobt)

  • Bonuspunkte für Qualität: z.B. 10% der Gesamtnote für gute Seiten
  • Peer Review: Gegenseitige Bewertung mit Überarbeitungsmöglichkeit
  • Vorlesungsmitschriften: Sammlung während der Präsenzveranstaltung

Weitere Ressourcen

Wir stellen eine Referenz und vorgefertigte Texte für die Kommunikation mit Studierenden bereit.

Kontakt

Prof. Dr. Dominik Herrmann
Lst Privatsphäre und Sicherheit in Informationssystemen
Universität Bamberg, 96045 Bamberg
Lst Privatsphäre und Sicherheit in Informationssystemen
Universität Bamberg
96045 Bamberg

dh.psi@uni-bamberg.de | +49 951 863-2661
uni-mal-anders.de | LinkedIn

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